Luft nach oben

Luft nach oben
24 Jun 2021
MOXIS und die elektronische Signatur erobern die Schweiz. Das Land nimmt in vielerlei Hinsicht eine Sonderrolle in Europa ein. Die elektronische Signatur macht da keine Ausnahme. Das XiTrust Magazin hat dazu mit Frank Schumacher gesprochen – lesen Sie hier Teil 1 des Interviews.

 

XiTrust Magazin: Die Schweiz scheint hinsichtlich der elektronischen Signatur innerhalb Europas eine Sonderstellung einzunehmen. Während in der EU die eIDAS-Verordnung den gesetzlichen Rahmen für elektronische Signaturen bildet, geht die Schweiz mit ZertES einen eigenen Weg. Zuletzt ist bei einem Referendum zur E-ID ein klares Nein zur Privatisierung des digitalen Passes herausgekommen. Worum genau ging es da? Und: Ist das Ergebnis „typisch Schweiz“?

Frank Schumacher: Mit diesem neuen Gesetz sollte die Möglichkeit geschaffen werden, dass jeder Bürger eine sichere, eindeutige elektronische Identität bekommt, um sicher elektronische Geschäfte abwickeln zu können. Das Ergebnis des Referendums war keine Überraschung. Die Begründung liegt darin, dass die technische Umsetzung und der Betrieb nicht ausschließlich vom Bund angestrebt wurde, sondern von privaten Unternehmen.

Es werden sehr oft nicht-rechtskonforme Unterschriften geleistet, wie durch das Einkopieren von Unterschriftsbildern.

Wie würdest du die Akzeptanz der elektronischen Signatur bei Schweizer Unternehmen beurteilen? Hat sich hier, wie etwa in Österreich und Deutschland, durch das dezentrale Arbeiten mit Homeoffice im Lockdown etwas geändert?

Schumacher: Das Bewusstsein und der Handlungsbedarf sind in der Breite absolut noch nicht vorhanden. Es werden sehr oft nicht-rechtskonforme Unterschriften geleistet, wie durch das Einkopieren von Unterschriftsbildern. Der vermehrte Einsatz von Homeoffice beleuchtet nun genau diese Themen des effektiven und nachhaltigen Arbeitens noch einmal neu. Dazu gehört als Basis die rechtsgültige Unterschrift. In meinen Gesprächen mit Entscheidungsträgern werden neue, dezentrale Arbeitsformen sowie auch die Nutzung der Büroräumlichkeiten offen diskutiert.

Der öffentliche Sektor könnte wie KMUs von der elektronischen Signatur erheblich profitieren. Kritiker behaupten, dass gerade hier noch viel Luft nach oben ist. Teilst du diese Einschätzung?

Schumacher: Meiner Meinung nach ist die Zeit perfekt für die KMUs, um in die Digitalisierung zu investieren …

Wieso?

Schumacher: Weil die technologische Reife vorhanden ist und die Produkte einfach in der Handhabung sind. Hinsichtlich der elektronischen Signatur ist die Preisgestaltung um einiges günstiger als die Papierversion, und die Beschleunigung der Prozesse ergibt den Unternehmen mehr Flexibilität. Somit haben wir sehr viel Luft nach oben.

Nach meiner Beobachtung sind es vor allem die internationalen Unternehmen mit Hauptsitz in der Schweiz, welche stark in die eigene Transformation einbezahlt haben.

In welchen Segmenten ist die Transformation auf dem Schweizer Markt schon weiter vorangeschritten, wo müsste noch mehr passieren, damit das Qualitätsversprechen der Schweiz als Innovationsweltmeister auch in Fragen der Digitalisierung eingelöst wird?

Schumacher: Nach meiner Beobachtung sind es vor allem die internationalen Unternehmen mit Hauptsitz in der Schweiz, welche stark in die eigene Transformation einbezahlt haben und somit auch Vorreiter für die Digitalisierung sind. Interessanterweise hinken Gesundheitswesen, Energie- & Versorgungswirtschaft sowie die Finanzdienstleister hinterher. Nicht ganz unspannend finde ich übrigens die Erkenntnis, dass das Alter der Geschäftsleitung mit dem Digitalisierungsgrad zusammenhängt (Link zur Studie von PwC).

Wo siehst du konkreten Nachholbedarf?

Schumacher: Ein Beispiel: In einfache Transformationsvorhaben wie die Schulung der Mitarbeitenden wird gern und schnell investiert. Es gehört zum guten Ton. In die Veränderung der Geschäftsmodelle oder Anpassungen an die Kundenzusammenarbeit wird dagegen nur sehr verhalten investiert. Hier bietet es sich an, dass Verträge mit Kunden, Partnern sowie Mitarbeitenden elektronisch und rechtsgültig abgeschlossen werden, und so ein erster einfacher Schritt in die Transformation der Prozesse vollzogen werden kann.

 

Wie kann MOXIS hier Abhilfe schaffen und welche Rolle spielt dabei die Partnerschaft von XiTrust und Swisscom? Die Antworten auf diese und weitere Fragen erfahren Sie in Teil 2 des Interviews mit Frank Schumacher.